Die Geschichte des Webens, die Entwicklung von Kleidung und der Stickerei sind eng miteinander verwoben. Eine Rekonstruktion, wann und wie die ersten Kleidungstücke entstanden sind lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Schätzungen gehen auf die Zeit von 38.000 bis 10.000 v. Christus aus.
Die Entwicklung der Kleidung
Der Gedanke, anfänglich Nacktheit und dem damit verbundenen Schamgefühl auf irgendeiner Art mit Kleidung entgegenzuwirken, aus unserer westlich zivilisierten Überlegung heraus nachvollziehbar, waren sicher nicht die Ausschlag gebenden Gründe für Kleidung. Auch die praktischen Gründe, der Schutz vor Kälte, Sonne oder Staub, waren wohl nicht die ursprünglichen. Kleidung oder das Bedecken des Körpers, abgesehen von Schmuck, diente ursprünglich einem magischen, primitiven Zweck. Man wollte den Dämonen in Verkleidung entgegentreten. Man wollte den Körper verändern, ihn verwandeln. Haare die zu Frisuren aufgebaut oder abgeschnitten wurden, kahl geschorene Schädel, Kriegsbemalung und Tätowierungen. Diese Körperveränderungen gingen der Kleidung voraus.
Die Verwandlung des Körpers
Hochzeitkleid, Totenhemd, Mönchstonsur, Uniform sind allesamt darauf abgestellt, den Körper zu verändern, ihn zu verwandeln, ihn in einen neuen Zustand zu versetzen. Somit lassen sich in jeder Kleidung dreierlei Aspekte erkennen, kultisch-magische, ästhetische und soziologische.
Die ältesten Funde aus China, Ägypten und Südamerika
Textilfunde aus der Steinzeit sind sehr rar gesät. Man weiß aber, das sich der Schritt vom Pelz- und Leder bekleidetem Jäger um 14.000 v. Chr. zum stoffbekleideten Menschen um 8.000 v. Chr. schnell vollzog. Weil wenig erhalten ist, lassen zufällige Stofffetzen aus Ägypten und dem Irak einige Rückschlüsse auf die Webtechnik um 6.000 v. Chr. zu. Um den Stoff zu schmücken oder zu veredeln war überall erstaunlicher Scharfsinn am Werke. Die ältesten Fragmente von bestickter Kleidung stammen aus China, Ägypten und Südamerika und sind ca. 5.000 Jahre alt. Woher die Sticktechniken ursprünglich kamen ist wissenschaftlich noch nicht genau bewiesen.
Interessant ist, dass sie weltweit in den unterschiedlichsten Gegenden angewandt wurden. Während des Mittelalters gelangte die Stickerei über die orientalischen Handelsstraßen nach Europa und lange Zeit galten bestickte Stoffe als ein Zeichen des Wohlstands. Die Frauen adeliger Haushalte lernten deshalb von klein auf, möglichst schöne Verzierungen auf Stoffe zu sticken. Die Stickerei war immer äußerst zeitaufwendig und teuer. Dadurch war es ausschließlich religiösen Zwecken und den wohlhabenden Schichten vorbehalten.
Die Stickmaschine
In St. Gallen, Schweiz, entwickelten Franz Rittmeyer und Anton Vogler die erste Handstickmaschine. Hier wurde vom Bediener noch ein mit dem Stickrahmen verbundener Hebel (Pantograph) bewegt, der im richtigen Moment den Stickrahmen an die entsprechende Nadelposition führte und dadurch ein Muster auf der Stickmaschine entstand. Besondere Merkmale waren die Nadeln mit einem mittigen Öhr, durch die jeweils ein einziger Faden gefädelt wurde. Sowie die vom Handsticken übernommene Technik.
Die Nadel wurde komplett durch den hochkant aufgespannten Stoff gezogen und dieser um den Stichweg verschoben. Dann wurde die Nadel wieder zurück gestochen. Fast zeitgleich hat Isaak Groebli in der Schweiz die Schifflimaschine gebaut. Auch als Großstickmaschine bezeichnet. Eine technische Kombination aus Webmaschine und Nähmaschine, die mit Ober- und Unterfaden arbeitete. Weil die Fäden auf Spulen aufgerollt waren, entfiel das ständige einfädeln, wie es die Handstickmaschine nötig machte. Das Muster wurde auch hier Stich für Stich mit dem Pantographen abgefahren.